„Nur die Harten kommen in den Garten.“
„Du musst durchgreifen – bloß keine Weicheier.“
Ich weiß noch, wie einer meiner Vorgesetzten einmal zu mir sagte: „Gabi, wir machen aus dir einen besseren Mann.“ Womit er u. a. meinte, dass meine Fähigkeiten sehr gute seien (der Beweis waren die Top-Ergebnisse), doch meine sensiblen Zwischentöne umsonst – für ihn unwichtig.
Auch heute fallen nach wie vor vermeintlich lustig gemeinte Sprüche im Kontext von Führung, welche längst aus der Zeit gefallen sein sollten.
Menschen in Unternehmen werden heute mit vielen Veränderungen konfrontiert. Dazu kommt Tempo, Komplexität und emotionale Dauerbeanspruchung – da braucht es andere Führungsqualitäten:
Feinfühligkeit, um das, was zwischen Menschen passiert, rechtzeitig erkennen zu können.
Empathie, zur Stärkung der emotionalen Lage im Team.
Selbstwahrnehmung, um eigene Grenzen zu kennen. Und, um Falschurteil bei Mitarbeitenden zu vermeiden.
Emotionale Intelligenz, um Spannungen aufzufangen und zu klären, bevor sie eskalieren.
Wer heute führen will, braucht kein dickeres Fell – sondern ein besser geschultes Gespür und gute Absichten. Führung mit Sensibilität hat dazu ein besseres Gespür für die Dinge, auf die es jetzt ankommt. Sie nutzen ihre hohe Wahrnehmung und können aus dieser heraus Spannungen früher abbauen, Probleme schneller erkennen und die Situation moderieren. Das lässt sie zudem Chancen frühzeitig erfassen und passende Lösungen entwickeln.
Kluge, sensible Führung braucht dafür den richtigen Rahmen: Wer mit Gefühl führt und seine feine Wahrnehmung einsetzt, hat ein hohes Pensum an emotionaler Verarbeitung. Eine sehr unterschätzte, mentale Hochleistung, die meist im Hintergrund geschieht. Das fordert Kraft. Wofür sich Führung bewusst um Pflege der eigenen Ressourcen und dessen Management kümmern muss – um nicht auszubrennen.
„Menschen folgen nicht Positionen –
sie folgen Emotionen.“
– Simon Sinek